Quartiersarbeiterin Anneliese Iser: Pflege-Pilotprojekt mit den Bürgern gestalten

Anneliese Iser, die neue Quartiersarbeiterin in Waldstetten, knüpft aktiv Kontakte zu den Senioren. Mit einer gezielten Umfrage unter den über 75-Jährigen will sie deren Bedürfnisse ergründen.Anneliese Iser ist gerade viel unterwegs in Waldstetten und seinen Teilorten, schließlich will sie als neue Quartiersarbeiterin Kontakt zu den Menschen hier knüpfen.
So peilt sie unter anderem den Mittagstisch im Seniorenzentrum St. Johannes in Waldstetten ebenso an wie das traditionelle Maifest in Wißgoldingen. „Ich will ja sehen: Wie wird hier gelebt?“

Noch brauche sie ein Navi, um bestimmte Straßen und Gässchen zu finden, erzählt Iser. Sie stammt aus dem Raum Ellwangen, kennt „grob“ die Gmünder Gegend und hat Anfang April ihre Stelle in Waldstetten als Nachfolgerin von Quartiersmanagerin Magdalene Rupp angetreten, nachdem sie mehr als 30 Jahre in Bayern gearbeitet hat. Nach ihrer Ausbildung hat Iser als Beamtin im Aalener Landratsamt gearbeitet. Es folgten eine Ausbildung zur Krankenschwester und rund zehn Jahre in der ambulanten Pflege. Dann die Ausbildung zur Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen mit dem Ziel, im mittleren Management eines Krankenhauses zu arbeiten. Sie habe sich dann jedoch als rechtliche Betreuerin selbstständig gemacht und, mittlerweile als alleinerziehende Mutter zweier Kinder, in der aufsuchenden Hilfe für Suchtkranke und psychisch Kranke gearbeitet. Zuletzt arbeitete Iser in drei oberfränkischen ländlichen Gemeinden als Quartiersmanagerin.

Stets viel Neues im Leben
„Was mich kennzeichnet, ist das viele Neue, auf das ich mich eingelassen habe in meinem Leben“, sagt die 57-Jährige über sich. „Mir geht’s gut“, sagt sie über ihre ersten Wochen in Waldstetten. Weil die Quartiersarbeit in der Gemeinde bereits seit Jahren läuft und präsent sei, was diese leisten kann, und weil sie Unterstützung seitens der Verwaltung erfahre. In Waldstetten sind drei Viertel ihrer Arbeitszeit für das neue Pilotprojekt für „Kommunalisierung in der Pflege“ vorgesehen, das die Gemeinde, gefördert vom Land Baden-Württemberg und in Kooperation mit dem Ostalbkreis und der Stiftung Haus Lindenhof, angeht. Dabei geht es um den Aufbau und die Vernetzung von Alltagshilfen und Pflegeangeboten vor Ort.

Den ersten Baustein des Projekts bereitet Iser gerade zusammen mit Katja Koppelmann von der Stiftung Haus Lindenhof, Waldstettens Bürgermeister Michael Rembold und dem Landratsamt vor: die Fragebögen zu den vorgesehenen Hausbesuchen, anhand derer herausgefunden werden soll, welche Wünsche, Ideen und Sorgen ältere Menschen haben und wie sie möglichst lange und selbstbestimmt in der gewohnten Umgebung bleiben könnten. Dazu werden in den kommenden Monaten alle gut 80 Menschen in der Gemeinde angeschrieben, die in diesem Jahr 75 Jahre alt werden. Sie können Iser anonym ihre Lebenssituationen erläutern und schildern, wo sie Probleme und Chancen sehen. Die Kunst bestehe darin, über die formalen Vorgaben hinaus die individuelle Situation der Befragten zu erfassen. „Das Abstrakte und das Zwischenmenschliche zu verbinden“ sei ihre Mittlerrolle, sagt Iser. „Das ist mir wichtig.“

Stärke: mit Menschen arbeiten. Voraussetzung: Offenheit
Arbeit am Schreibtisch gehört auch dazu, sie dient Iser beim strukturierten Vorgehen. Auch Dinge zu entwickeln, bereitet ihr Freude. Aber „meine Stärke ist es, mit Menschen zu arbeiten“.  Voraussetzung, damit dies gelingt: „Ich brauche die Offenheit, dass Menschen mir zeigen, was ihnen fehlt.“
Den zweiten Projektbaustein bilden die Nachbarschaftsgespräche in verschiedenen sozialen Quartieren. Los gehen soll es im Juni in Tannweiler und Weilerstoffel. „Alt und Jung“, auch das ist Iser wichtig, sollen sich dabei einbringen. Schließlich seien Jüngere potenziell pflegende Angehörige. Umgekehrt könnten Senioren, die oft als bedürftig und weniger selbstständig gälten, mit ihren Fähigkeiten bereichern. So sollen Wir-Gefühl und Lebensqualität aller Generationen im gegenseitigen Miteinander gestärkt werden. „Dass die Bürger mitgestalten“, auch dies ist Iser wichtig. Ein Hilfe-Mix-Angebot aus haushaltsnahen Dienstleistungen und Ehrenamt soll mit dem dritten Baustein aufgebaut werden. Der Auf- und Ausbau von Bürgertreffs bildet den vierten Baustein. So kann die fürsorgende Gemeinschaft, die „Caring Community“, entstehen.
Über das Pilotprojekt begleitet Iser bereits Laufendes wie die Krippenwege oder den Begegnungstreff „Miteinander“, bei dem Schüler der Gemeinschaftsschule mit Bewohnern des Seniorenzentrums zusammenkommen. Und sie hat ein Auge darauf, wie Dinge ohne Quartiersarbeit funktionieren, denn die sei schließlich „Hilfe zur Selbsthilfe“.