Im Gespräch mit dem neuen Bürgermeister

Christian Baron besucht die Stiftung Haus Lindenhof

Weil sie sich für Politik interessieren und den neuen ersten Bürgermeister Christian Baron kennenlernen wollten, lud ihn eine Gruppe von sechs Frauen mit Behinderung aus dem Projekt Kommune inklusiv in die Stiftung Haus Lindenhof ein. Einige von ihnen sind auch Heimbeirätinnen im Lindenhof und Mitglieder des Inklusionsbeirates der Stadt Schwäbisch Gmünd. Baron besuchte sie noch vor seinem offiziellen Amtsantritt.

 

Mehrere Themen brannten den Frauen auf den Nägeln, die sie mit dem neuen Bürgermeister besprechen wollten. Ein ganz zentrales Thema war die Barrierefreiheit. Ein sehr komplexes Thema, wie Baron feststellte, das viele Bereiche umfasse. Ganz persönlich habe er solche Barrieren erfahren, als er mit seinem Vater in der Stadt unterwegs war, der im Rollstuhl sitzt. Er gab zu, dass beispielsweise die Bodenbeläge im Innenstadtbereich für Rollstuhlfahrer eine Herausforderung seien. Schwierig zu realisieren sei Barrierefreiheit besonders in historischen Gebäuden, so Baron. Da müsse man hin und wieder Kompromisse schließen. Er forderte die Anwesenden auf, immer wieder auf bestehende Barrieren hinzuweisen. Es sei in der Politik wichtig, die Dinge auch zu benennen.

 

Miriam Kühn etwa beklagte, dass in Bussen und Bahnen oftmals die Türen zu schnell schließen. Baron versprach, darüber mit den Busunternehmen zu sprechen. Ein weiterer Aspekt der Barrierefreiheit sei auch die Sprache, besonders für Menschen mit geistiger Behinderung.

So schlugen die Lindenhöfler vor, dass in den Tageszeitungen immer wieder auch in leichter Sprache über aktuelle kommunalpolitische Themen berichtet wird. Baron versprach, diese Anregung an die Redaktionen weiterzugeben.

 

Auch das Thema Ehrenamt kam in der Runde zur Sprache. Denn Menschen mit Behinderung wären gerne nicht nur Empfänger von Hilfen, sondern wollten gerne auch was an die Gemeinschaft zurückgeben und sich ehrenamtlich engagieren. „Jeder der mitmacht ist für unsere Stadt ein Gewinn“, betonte der frischgebackene Bürgermeister. Auf die Frage, was für ihn das Thema Inklusion bedeute, sagte er: „Jeder gehört dazu!“ Und erst, wenn das ganz selbstverständlich sei, sei Inklusion Wirklichkeit. Auf einer Reise nach Rom, auf der er den Chor „Tiramisu“ der Klosterbergschule begleitete, habe er viel dazugelernt.

 

Sorgen machten sich die sechs Frauen auf dem Lindenhof über die Aktivitäten der Corona-Leugner. Baron bestätigte, dass es mit vielen von ihnen aussichtslos sei, zu diskutieren. Doch es gäbe auch welche, die berechtigte Fragen stellen. Auf das Impfen angesprochen, versicherte Baron: „Ich lass mich auf jeden Fall impfen, sobald ich dran bin!“

 

Eine Lindenhof-Bewohnerin kritisierte auch den Begriff „Schwerbehindertenausweis“, denn sie sei ja nicht schwerbehindert. Deshalb schlug sie vor, auch im Ostalbkreis für den Ausweis eine Hülle anzubieten mit der Aufschrift „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“.